1. Traumjobs für Legehennen
Thomy Schweiz/Nestlé
Agentur: KSP Krieg Schlupp Partner
Von Traumjobs für Legehennen bis Logenplätze für Masthühner: Beschönigende Werbung der Tierindustrie ist gang und gäbe. So wird die traurige Realität der Tierproduktion ausgeblendet und dafür gesorgt, dass Konsumierende mit gutem Gewissen in die Fleisch-, Milch- und Eierregale greifen. Wir stellen fünf besonders stossende Beispiele der letzten Jahre vor und erklären, was uns daran stört.
Thomy Schweiz/Nestlé
Agentur: KSP Krieg Schlupp Partner
2023 warb Thomy in einer Social Media-Kampagne damit, dass Hühner für eine Stelle als Legehennen für ihre Bio-Mayonnaise gesucht werden – Stichwort: «Traumjob Legehenne». In einem Werbevideo zeigt ein Eierproduzent der Henne Frau Eggli ihren zukünftigen «Arbeitsplatz».
Was dabei jedoch komplett ausgeblendet wird: Selbst in der Bio-Eierproduktion leiden Hühner. Denn auch dort lebt ein Grossteil der Hühner mit schmerzhaften Brüchen des Brustbeins. Die Tiere werden getötet, sobald sie wirtschaftlich nicht mehr rentabel sind – meist etwa nach einem Jahr. Die Realität der Eierproduktion hat mit einem Traumjob wenig zu tun – sie ist für die Tiere eher ein Albtraum.
Swissmilk
2017 warb Swissmilk auf diesem Plakat damit, dass Schweizer Kühe «glücklich» seien, dank «Familienanschluss und Weidehaltung». Diese Werbeaussage entspricht jedoch nicht der Realität: Die allermeisten Milchkühe haben keinen Anschluss an ihre eigene Familie. Kälber werden kurz nach der Geburt von ihren Müttern getrennt – eine gängige Praxis in der Milchproduktion.
Nach einer Beschwerde von Animal Rights Switzerland an die Schweizerische Lauterkeitskommission verpflichtete sich Swissmilk dazu, das Plakat nicht mehr zu verwenden. Ihr Argument: Mit «Familienanschluss» sei der Anschluss an die Bauernfamilie gemeint. Was machen dann die Kälber auf dem Sujet?
Suisseporcs
Die erste Werbekampagne der Marke «SAUGUT!» von Suisseporcs, dem Verband der Schweizerischen Schweinezüchter und Schweineproduzenten, vermittelt ein idyllisches Bild der Schweinehaltung in der Schweiz. Doch ein Faktencheck zeigt eine andere Realität: Schweine…
Solche Kampagnen fördern ein verzerrtes Bild der Realität in der Tierhaltung. Leidtragende sind die 2.5 Millionen Schweine, die hierzulande jährlich geschlachtet werden.
Proviande, Schweizer Geflügelproduzenten (SGP)
2017 warben Proviande und die Schweizer Geflügelproduzenten mit der Aussage «Logenplätze für unser Geflügel» – unter anderem mit dem Hinweis, die Tiere hätten stets Zugang zu einem Wintergarten. Tatsächlich ist dieser Aussenklimabereich jedoch erst ab dem 21. Lebenstag vorgeschrieben, also lediglich neun Tage vor der Schlachtung. Die Bezeichnung «Logenplätze» ist aus Tierschutzsicht höchst problematisch: Masthühner werden in grossen Gruppen mit mehreren Tausend Tieren pro Halle gehalten – unter engen Platzverhältnissen und ohne nennenswerte Beschäftigungsmöglichkeiten, was mit erheblichem Stress einhergehen kann. Die verwendeten Hybridrassen wachsen extrem schnell, was häufig zu gesundheitlichen Problemen führt. Solche Zuchtlinien wären in der Schweiz eigentlich verboten – dennoch werden solche Tiere bzw. deren Elterntiere aus dem Ausland importiert.
Gegen die Kampagne reichte Tier im Fokus eine Lauterkeitsbeschwerde ein, die teilweise gutgeheissen wurde. Proviande verzichtete fortan auf den Satz, dass «das Geflügel in BTS-Ställen tagsüber stets Zugang zu einem Wintergarten» habe.
Coop
2024 und 2025 warb Coop mit diversen Sujets, die an gestickte Küchentücher erinnern, für die Marke «Miini Region». Ein Plakat ist mit der Aufschrift: «Die wichtigschti Zuetat in däne Eier: Liebi us dr Region» versehen. Gezeigt wird ein Huhn, das scheinbar freudig und freiwillig ein Ei zu einem mit Herzchen umrahmten Eierkarton bringt. Das Sujet setzt dabei auf eine emotionale Botschaft: Die Küchentuch-Ästhetik ruft Bilder einer bäuerlichen Idylle hervor, suggeriert wird eine liebevolle Produktion auf dem Hof in der Nachbarschaft.
Auch wenn die Werbung nicht explizit Aussagen zum Tierwohl in der Eierproduktion macht, kann das Motiv als problematisch eingestuft werden. Denn es blendet das strukturelle Tierleid der Eierproduktion, in der Knochenbrüche, Dauerstress und Überzüchtung alltäglich sind, komplett aus.
Werbungen wie diese schaden den Tieren. Bleib kritisch! Hast du selbst Werbemist gesichtet? Dann melde ihn über unseren Mistmelder.